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Gebundene Ausgabe: 384 Seiten

Verlag: dtv Verlagsgesellschaft

Erscheinungstermin: 20. April 2018

ISBN-10: 3423281677

MP3 CD: Ungekürzte Lesung 9h 31min

Verlag: der Hörverlag

Erscheinungstermin: 23. April 2018

ISBN-10: 9783844528961

Wenn Liebe die Zeit besiegt.

Keiner lehrt Geschichte so lebendig wie er ‒ und das hat einen guten Grund: Tom Hazard, Geschichtslehrer und verschrobener Einzelgänger, sieht aus wie 40, ist aber in Wirklichkeit über 400 Jahre alt. Er hat die Elisabethanische Ära in England, die Expeditionen von Captain Cook in der Südsee, die Literaten und Jazzmusiker der Roaring Twenties in Paris erlebt und alle acht Jahre eine neue Identität angenommen. Eines war er über die Jahrhunderte hinweg immer: einsam. Denn die Nähe zu anderen Menschen wäre höchst gefährlich gewesen. Jetzt aber tritt Camille in sein Leben. Und damit verändert sich alles.

Auf den ersten Blick fand ich das Cover nicht so ansprechend. Man sieht einen Mann, in einer riesigen Uhr liegen, mittig auf dem Cover erscheint der Buchtitel. Dominierend sind hier Blautöne, was zwar schön aber leider auch ein wenig unscheinbar wirkt.

Auch wenn mich das Cover nicht packen konnte, der Klappentext konnte es um so mehr. Besonders Geschichten über die Zeit, Zeitreisen, Wahrnehmung über Zeit usw. interessieren mich grade sehr und so packte mich schnell die Leselust.

Als Leser wird man durch den Protagonisten Tom durch sein Leben geführt. In der Gegenwart lernt er Camille kennen, ist auf der Suche nach seiner Tochter und da gibt es noch immer die Tatsache, das er über 400 Jahre alt ist und sich regelmäßig alle 8 Jahre neu erfinden muss, damit es den Menschen um ihn herum nicht auffällt, das er äußerlich nicht zu altern scheint.

Immer wieder gibt es Rückblicke in sein langes Leben, zu besonders prägnanten Wendepunkten in seinen vielen Identitäten. Man lernt seine Sicht auf die Welt kennen, lernt Bekannte, Gleichgesinnte und Familie von ihm kennen und beginnt durch diese Rückblicke zu verstehen, warum er ist, wie er ist.

Besonders prägend finde ich das Verhältnis, das er zu seinem „Mentor“ hat, da es im Laufe des Buches für einige Überraschungen sorgt und auch das Ende der Geschichte mitgestaltet.

Erzählerisch ist das Buch wirklich angenehm gestaltet. Nicht reißerisch oder erzwungen wird das Leben von Tom beleuchtet. Mich erinnerte das stark an die Oma oder Opa, der von Früher erzählt. Alles spitzt sich zum Ende zu, wo es sehr überraschende Wendungen gibt, die alles noch einmal in anderes Licht setzen.

Auch sprachlich fühlt man sich direkt in ein Gespräch mit Oma/Opa zurück versetzt. Ein wunderbar leichter, doch emotionaler und angenehmer Stil sorgt für Wohlfühlcharakter und macht das Leseerlebnis rund.

Leider muss ich sagen, das mir zu „der perfekten Geschichte“ noch ein paar Kapitel gefehlt haben. Ich hätte gerne auch von anderen wichtigen Charakteren erfahren, warum sie so gehandelt haben und was sie dazu brachte sich für diese besondere Richtung zu entscheiden. Wie hat ihr Leben wohl ausgesehen? Grade weil Toms Leben doch so detailliert dargestellt wird und man ihn so verstehen kann fehlt mir dies bei anderen, was -grade im Hinblick auf das Ende- doch einiges zu überschnell erscheinen lässt.

 

Wie war nun mein Gesamteindruck von „Wie man die Zeit anhält“? Positiv! Ich mochte Erzählstil, den Roten Faden der Geschichte und fand Tom als Protagonist wunderbar. Dies ist eine Geschichte, die ohne viel Effekthascherei auskommt und die zu lesen einfach Freude gemacht hat.

 

 

In der Geschichte geht es um einen Mann der alt ist. Nicht ein bisschen sondern Methusalem-alt.

Wenn man nun ein paar Jahrhunderte hinter sich hat wird das Leben auch nicht einfacher. Zumindest nicht für Tom Hazard, den Protagonisten dieser Geschichte. Wenn man älter wird als andere hat man immer mindestens ein Problem. In diesem Fall hat er gleich mehrere. Wie erklärt man, warum man schon immer in dem selben Haus gewohnt hat und immer noch aussieht wie vor Jahrzehnten? Wie verkraftet man, das um einen herum die Menschen nach und nach sterben? Freunde, Familie, die große Liebe. Alle nicht mehr da. Man wird einsam mit der Zeit und verzichtet mehr und mehr auf nähere soziale Kontakte und lebt für sich. Alleine! Es sei denn man hat andere die mit einem alt werden. Die genau so sind wie man selbst. Aber sind sie wirklich deine Freunde? Wollen sie dein Bestes? Was macht es aus Menschen wenn sie ewig alt werden. Was will man wenn man alles schon gesehen und erlebt hat? Genau dieser Frage stellt sich Tom Hazard. Nicht ganz freiwillig und auch nicht erst seit gestern. Eigentlich stellt sich ihm diese Frage schon immer. Und die wichtigste Frage: wofür soll man Jahrhunderte existieren wenn man nicht Leben kann?

Das Hörbuch startet mit einer Rückblende. Da es aus der Sicht Toms beschrieben wird ist man Q

quasi in seinem Kopf. Und er lässt einen an seinen Gedanken und Erinnerungen, so wie dem aktuellen Geschehen teilhaben. So ist man mitten drin und bekommt einen guten Überblick. Im Grunde verläuft die Geschichte linear. Jedoch ist es wie bei einem selbst: verschiedenste Dinge und Ereignisse triggern einen und man schweift ab oder hat plötzlich Erinnerungen und schwelgt im Vergangenen. Das passiert Tom Hazard auch immer wieder. So folgt man seinem Leben kreuz und quer durch die Jahrhunderte. Was mich fasziniert hat war, das ich dabei nie den Überblick verloren habe obwohl ich Hörbücher hauptsächlich beim Autofahren höre.

Trotz der verschiedenen Zeiten und Ereignisse verliert das Hörbuch nicht seine inhaltliche Konsistenz und bringt alles zu einem Strang zurück.

Das Buch ist vom Ausdruck eher Umgangssprachlich was auf Grund der ich-Perspektive auch logisch erscheint. Die Hauptperson ist halt eher ein einfacher Charakter. Was sprachlich fehlt wird aber durch detaillierte Schilderungen kompensiert, was eine schöne Tiefe verleiht. Die charakterliche Entwicklung von Tom ist auch recht flach gehalten. Was aber nach meiner Meinung auch der Geschichte geschuldet ist. Wie soll sich jemand nach 400 Jahren noch grundlegend ändern? Aber auch hier hält die Geschichte noch die ein oder andere Überraschung bereit.

Das einzige was ich bemängeln würde ist das am Ende der Anschein erweckt wurde als wenn der Anspruch des Autors gelitten hat. Was vorher detailliert ausgeformt und bildhaft beleuchtet wurde überschlägt sich ein wenig und verliert sich in den Ereignissen. Auf einmal sind Dinge einfach so wie sie sind und Personen Handeln einfach ohne vorher in die Ereignisse richtig integriert worden zu sein. Dort hatten zwei drei Kapitel mehr sicherlich gut getan.

Auch in diesem Hörbuch gibt es jemanden der es Vorliest. Und da muss ich sagen das ich in diesem Fall Vorurteile gegenüber dem Sprecher hatte: Christoph Maria Herbst ist schließlich kein Unbekannter.

Ich dachte erst, wie soll das funktionieren, wenn Stromberg eine Geschichte vorliest? Ich kann nur sagen: Wirklich hervorragend!

Ich war sehr überrascht wie viel Tiefe Christoph Maria Herbst dem Protagonisten und der Geschichte verleiht. Auch wenn diese Stimme bekannt ist, bekommt man keiner Assoziationen zu Stromberg und CO oder erwartet eine punktierte Pointe. Man hat immer die Geschichte vorm inneren Auge, wodurch Tom Hazard ein Gesicht bekommt welches man nur schwer wieder los wird.

Ich hätte nicht erwartet das seine warme Stimmfarbe eine wohlig Atmosphäre schafft und einen vollends mit nimmt.

Ich fand die „Wie man die Zeit anhält“ und auch dessen Präsentation gelungen. Es ist keine große Geschichte oder Weltliteratur aber sehr unterhaltsam. Grade als Hörbuch nochmals mehr aufgrund des Sprechers.

Geeignet halte ich das Hörbuch für Jugendliche bis hin zum Rentner.

Die Geschichte spielt zwar im heute so wie im gestern als auch im morgen und ist letzten Endes doch von der Zeit losgelöst. Wie man die Zeit wirklich anhält wird nicht verraten aber beim Hören fühlt man sich so als hätte man es trotzdem für einen Moment getan.

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