Nur wenige Eingeweihte wissen, dass unsere Zivilisation nichts als eine kollektive Illusion ist, in der die Menschen gefangen gehalten werden. In Wahrheit tobt ein geheimer Krieg in der phantastischen Realität hinter der Scheinwelt unseres Alltags. Auf der einen Seite steht der babylonische Stadtkegel von Waylhaghiri, in dem alle Zivilisationsepochen der Menschheit übereinander geschichtet sind. Diese einzige Stadt auf der Welt lebt von der Perfektionierung der zivilisatorischen Ästhetik. Glamour, Moden und kalkulierte Manipulation sind bis in die Intimsphäre allgegenwärtig. In diesem System müssen die Bewohner ihren sozialen Status jeden Tag aufs Neue verteidigen. Auf der anderen Seite steht die umgebende Wildnis des Sumerlandes, in der Tiermenschen leben, die verspielt und kindlich, aber auch unberechenbar und grausam sind. Die jahrhundertealten, doch ewig kindlichen Herrscher beider Reiche, Prinz Zazamael und Prinzessin Serisada, kämpfen erbittert um die Vorherrschaft. Zazamael benötigt für die endgültige Dominanz seines Reiches – die in Form einer Emulsion von Traum und Wirklichkeit namens „große Fusion“ erfolgen soll – den „wilden Wein“ als rettendes Elixier. Auf der Suche nach dem „wilden Wein“ dringt er unter ständiger Bedrohung durch die sumerländischen Tiermenschen ins Herz von Serisadas Reich vor. Auf dieser Reise werden alle seine Gefährten einer nach dem anderen hingemeuchelt, wobei der Prinz das eigentliche Ziel des Attentäters zu sein scheint. Erst einen Schritt vor dem Ziel angekommen erkennt Zazamael, wer der Mörder ist. Währenddessen gelingt es Serisada, als Spionin in Waylhaghiri einzudringen. Dort hat sie die schwierige Aufgabe, sich in der Zivilisation zu behaupten, ohne enttarnt zu werden. Zunächst gelingt ihr eine beachtliche Karriere als Designerin, bis es zu einem der regelmäßigen Zusammenbrüche der ästhetischen Muster in Waylhaghiri kommt, wodurch – wie jedes Mal – ein Teil der Stadt untergeht, indem er von dem tödlichen Silber bedeckt wird. Leider ist es der Teil der Stadt, den Serisada designt hat und in dem sie lebt.
Dr. Johannes Ulbricht, geb. 1970 in München, ist Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht und Justiziar des Bundesverbands der Veranstaltungswirtschaft. Vor der Sumerland-Duologie ist von ihm der Games-Roman „Der Spielemacher“ (CSW-Verlag, 2010) erschienen. Er lebt in Hamburg und verpasst kein Sisters-of-Mercy-Konzert.
Das Titelbild zu Sumerland 1 finde ich sehr stimmungsvoll. Aus der Ferne blickt man auf eine Stadt, die ähnlich wie ein Turm einzelne Ebenen aufeinander gebaut hat. Rings herum sieht man im Hintergrund plattes Land und den blauen Himmel. Alles wirkt schon hier Fantasylastig und macht mir persönlich Lust auf den Inhalt des Buches.
Auf diese Duologie war ich sehr gespannt. Nicht nur das sich hier der Klappentext äußerst vielversprechend anhört, auch die Tatsache, das die Bücher auf einem Online Spiel beruhen fand ich toll. So könnte die Geschichte – sollte sie gefallen – noch über die Bücher hinaus begeistern.
Da der Klappentext schon einen guten Überblick über das Buch gibt, möchte ich hier bewusst auf eine Wiedergabe des Inhaltes verzichten, um nicht zu viel vorweg zu nehmen.
Ebenso vielschichtig wie der Klappentext ist auch das Buch selber aufgebaut. So findet sich der Leser zwischen drei wechselnden Welten wieder, deren Wechsel einen gelungenen Spannungsbogen kreieren, sobald man sich auf den häufigen Perspektivenabschlag eingestellt hat.
Drei Welten bringen ebenso eine Menge Charaktere mit sich. Das nicht auf jeden einzelnen von ihnen zur Gänze eingegangen werden kann ist verständlich, dennoch wurden die Hauptcharaktere und ihre jeweilige Situation gut ausgearbeitet und verständlich beschrieben. Sie handeln in ihrem Handlungsfeld nachvollziehbar und authentisch.
Der Schreibstil des Autors ist relativ einfach gehalten, gewinnt aber durch den Austausch von Perspektive, Welt und Erzählstil an Komplexität, was mir sehr gefallen hat. Man muss schon aufmerksam bleiben und hat dennoch nicht das Gefühl, der Autor bauscht hier unnötig auf.
Ich habe den ersten Teil der Sumerland-Duologie sehr genossen und bin schon gespannt auf den zweiten Teil, den ich direkt im Anschluss lesen werde.
Johannes Ulbricht hat mit Sumerland 1 einen soliden Auftakt geliefert, der mich mit komplexen Welten und spannenden Wechseln überzeugen und neugierig auf den zweiten Teil machen konnte.