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Gebundene Ausgabe: 640 Seiten
Verlag: Verlag der Griechenland Zeitung
– Hellasproducts GmbH
Erscheinungstermin: 20. Oktober 2016
ISBN-10: 3990210157
„Das gelbe Dossier“ gilt als ein
Meisterwerk der neueren griechischen Literatur. Für den bekannten
Literaturkritiker Demosthenes Kourtovik handelt es sich dabei um
„einen der besten griechischen Romane, die je geschrieben worden
sind.“ Und Petros Markaris bezeichnet den Autor Karagatsis im
Vorwort als einen „Meister der Erzählkunst“ – dem großen
Nikos Kazantzakis ebenbürtig.
Der Inhalt:
Im Heute begegnet
der Schriftsteller (und Ich-Erzähler) Karagatsis, der sich selbst
als Romanfigur inszeniert, am Grab des Literaten Manos Tassakos einer
geheimnisvollen Frau namens Maria. Sie vertraut ihm in der Folge ein
gelbes Dossier mit persönlichen Materialien von und zu Tassakos an.
Tassakos ist der eigentliche Protagonist des Werkes, der, wie wir zu
Beginn des Romans erfahren, Selbstmord verübt haben soll. So
entrollt sich auf einer zweiten Ebene – als Roman im Roman – der
Knäuel des geheimnisvollen Lebens und Todes des Helden, der sich als
skrupelloser und unmoralischer Ränkeschmied und Intrigant sowie
leidenschaftlicher Liebhaber Marias entpuppt. Letztere wird als sein
weibliches Alter Ego dargestellt, die ihm – im Positiven wie im
Negativen – Gleiches mit Gleichem vergilt. Eine entscheidende Rolle
in der Handlung nehmen auch der Mentor von Tassakos, der große, mit
dem Nobelpreis dekorierte Literat Kostis Roussis und dessen Neffe
Nikos ein, die beide ebenfalls in einem engen Verhältnis zu Maria
stehen. Die Handlung wird in der Folge stetig mit neuen dramatischen
Ereignissen aufgeladen, welche die Spannung durchgängig aufrecht
erhalten.
Autor
M. Karagatsis, Pseudonym des mit dem
Namen Dimitrios Rodopoulos 1908 in Athen geborenen und 1960 ebenfalls
in Athen verstorbenen griechischen Prosaautors, ist im
deutschsprachigen Raum weitestgehend unbekannt. Nichtsdestotrotz
zählt er mit seinem – angesichts seiner nur 52 Lebensjahre –
bemerkenswert reichhaltigen Werk zu den bedeutendsten und
einflussreichsten griechischen Erzählern des 20. Jahrhunderts. Es
umfasst unter anderem 15 Romane und mehrere Erzählbände,
Theaterstücke und Essaysammlungen.
Optisch passend zum Titel ist ein
gelber Ordner auf dem Cover abgebildet. Auf diesem liegt ein Füller,
aus dem Blut statt Tinte zu kommen scheint. Auch wenn mir das Cover
nicht so zusagt, so ist es doch passend zum Buch gewählt und damit
recht ausdrucksstark.
Karagatsis, der eines Tages an das
Aktenmaterial Tassakos´ kommt, fängt an dessen Selbstmord zu
begreifen und wird zum Ermittler in diesem Fall. Durch seine Sicht
auf die Dinge erfährt der Leser viele Details, zeitgleich mit
Karagatsis und man fängt an mitzurätzeln, was mir sehr gut gefallen
hat.
Überhaupt diesen Blick auf den
eigentlichen Protagonisten Tassakos, dessen Leben genauestens unter
die Lupe genommen und rekonstruiert wird wie das Dossier in die Hände
Karagatsis´ gelangt ist, bilden ein spannendes Handlungsfeld.
Leider, zu meinem Nachteil musste ich
mich erst einmal ein wenig dazu durchringen soweit zu lesen, das ich
dieses Handlungsfeld und die spannenden Parts erkunden konnte. Denn
ein ehr emotionsloser Schreibstil verbunden mit einer sehr langen
Einführung in die Charaktere und ihre jeweiligen Verbindungen
zueinander machten den Einstieg in das Buch recht schwerfällig.
Ebenso führten lange Dialoge dazu,
manchmal lieber ein anderes Buch in die Hand nehmen zu wollen.
Jedoch wurde mein Durchhalten belohnt.
Ich las einen Roman mit Charakteren, die eine enorme Tiefe haben und
in ihrem Handeln absolut authentisch wirken.
Einen Roman, dessen Autor sich
verschiedenster stilistischer Mittel zu nutze macht um dem Leser ein
vielschichtiges Leseerlebnis zu bereiten und nicht zu vergessen die
verschachtelte Art, eine Geschichte in einer Geschichte zu verpacken.
Letzten Endes blicke ich positiv und
zufrieden auf „Das gelbe Dossier“ zurück und bin froh, das mich
meine anfängliche Meinung nicht dazu bewogen hat das Buch
aufzugeben.

Dieses Buch ist keine leichte Kost und
auch kein Roman für zwischendurch. Karagatsis´Werk benötigt
Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen von seinem Leser, belohnt
diesen aber letzten Endes mit einer großartigen Geschichte und
Charaktertiefe, die seinesgleichen sucht.
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